Hamstern von Zahlungsmitteln
unter dem System der Verrechnungsbanken.
Ulrich
von Beckerath, 29.7.1932
Das Hamstern von
Zahlungsmitteln ist unter jedem volkswirtschaftlichen System eine sehr
ernste Sache, ausser beim System der Verrechnungsbanken. Eine
Verrechnungsbank ist naemlich kein Monopolinstitut, sondern sie kann, was in
Amerika frueher bei allen Geldkrisen geschah, binnen wenigen Stunden von
den Geschaeftsleuten eines Ortes geschaffen werden. (Vgl. hierzu Warner, The
Currency-Famine of 1893, nebst Abbildungen der damals von der Wirtschaft
geschaffenen Emergency-Currency.) Selbst wenn Also alle
Verrechnungsschecks eines Gebietes von heute auf morgen gehamstert wuerden, so
brauchte das die Wirtschaft doch nicht zum Stillstand zu bringen. Es werden
dann eben neue Verrechnungsbanken geschaffen, die neue Schecks ausgeben.
Wichtig waere in einem solchen Falle, dass die Leiter derjenigen Banken, deren
Schecks gehamstert wurden, bei der Gruendung beteiligt werden. Diese
Leiter koennen dann naemlich dem Publikum sagen: Seht, unsere
Schecks hoben ein so grosses Vertrauen, dass man sie hamstert, wie frueher Gold
und Silber, und wir sind es, die an dem neuen Institut mitwirken.
Fuer die alten Scheckbanken ist das Hamstern ihrer Schecks
allerdings weniger angenehm, weil die Emission neuer Schecks nach dem Gesetz
vom Rueckstrom der Schecks abhaengt. Ein voelliges und hartnaeckiges Hamstern
zwingt die Bank zum Schliessen ihrer Schalter und der Erklaerung: Das uebermaessige
Vertrauen des Publikums zu unserer Geschaeftsfuehrung zwingt uns, die
Scheckbank in eine Bank langfristigen oder halblangfristigen Kredits
umzuwandeln. Eigentlich ist die Umwandlung schon erfolgt, denn wer unsere
Schecks hamstert, der gibt uns langfristigen Kredit!
Wenn die Masse Schecks hamstert, so kann das uebrigens
nur voruebergehend sein. Die Leute muessen ja von irgend etwas leben, und - -
ob die Hamsterer wollen oder nicht - - es kommt der Tag, an dem sie die
gehamsterten Schecks wieder hergeben muessen.
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Wichtig ist es aber, sich vor Augen zu halten, dass das System
der Scheckbanken die Gefahr aus der Geldhamsterei, die kein anderes
System vermeidet, nicht nur beseitigt, sondern sogar noch in einen Vorteil fuer
die Produktion umgewandt hat. Denn langfristiger, zinsloser Kredit ist etwas,
was die Volkswirtschaft immer gebrauchen kann!!
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Ein Misstrauen gegen Schecks wird sich unter dem System
der Verrechnungsbanken nur dadurch bemerkbar machen, dass die Schecke
rascher in die Laeden getragen werden, als sonst. Die Laeden werden also
rascher leer. Nun - - das ist ein Unglueck, welches sich jeder
Ladenbesitzer wuenscht!
29.7.32.
Bth.
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First published in: Ulrich von
Beckerath: Zur Freiheit, zum Frieden und zur Gerechtigkeit; Gesammelte Briefe,
Papiere, Notizen, Besprechungen. PEACE PLANS 428-467 (Mikrofiche), Berrima,
Australia, 1983. Page 482.